Unser Praktikant Klaas (20) berichtet im heutigen Post von seinen Erlebnissen in der Hamburger Bürgerschaft vom 30.08.2023:
Mein Tag in der Bürgerschaft beginnt und ich werde von einem netten Mitarbeiter zu meinem Platz auf der Tribüne geführt. Ich solle aufpassen, dass ich mein Handy nicht versehentlich auf das unten versammelte Parlament richte – Filmen ist nicht erlaubt.
Der Saal vor mir ist kleiner, als es im Fernsehen aussieht. Langsam trudeln die Abgeordneten ein und nehmen ihre Plätze ein. Und da sehe ich auch schon Michael mitten in der SPD-Fraktion.
Die Präsidentin eröffnet die aktuelle Stunde. Es geht zunächst um die Familienpolitik: Gibt es genug Grünflächen? Können sich junge Familien die Hamburger Mieten leisten? Wie kann man auf den Lehrkräftemangel reagieren? Eine Abgeordnete aus der SPD hält die erste Rede. Zwischen den Sätzen pausiert sie kunstvoll und erntet Beifall.
Schließlich spricht eine Abgeordnete aus der AfD-Fraktion. Mit ihrer Aussage, dass Familien für sie nur aus Mutter, Vater und Kind bestehen, löst sie Unruhe aus. Und dann passiert es: erste Abgeordnete rufen dazwischen. Das scheint die Rednerin sichtlich zu verunsichern.
Was man im Fernsehen meistens nicht sieht: vor dem Rednerpult sitzen die Protokollanten. Sie haben vor sich einen Sitzplan mit Bildern der Abgeordneten liegen. Sobald einer also reinruft, wird dies mitgeschrieben.
Ganz vertieft in die Diskussionen, spüre ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter: Michael ist auf die Tribüne gekommen und gibt mir ein Zeichen ihm zu folgen. Wir gehen durch große Gänge und gelangen in den Kaisersaal. Dieser Raum hinter dem Parlament bietet Kaffee, Sitzmöglichkeiten und einen großen Fernseher, auf dem live das Geschehen im Parlament übertragen wird. Für kurze Pausen treffen sich hier die Abgeordneten und tauschen sich bei Möglichkeit aus.
Es wirkt auf mich merkwürdig, dass die Politiker*innen sich draußen im großen Saal laut streiten und hier drinnen aus dem gleichen Kaffeeautomaten trinken.
Ich setze mich mit Michael an einen Tisch und wir beginnen unser Gespräch. Ich finde es total spannend, dass Menschen mit unterschiedlichen Sorgen sich an den gut vernetzten Michael wenden können. Dieser trägt ihre Anliegen an die zuständigen Entscheider heran und kann so direkt etwas verändern. So konnte er beispielsweise die Überdachung einer lauten Autobahn in seiner Nachbarschaft bewirken.
Wir schließen unser spannendes Treffen mit einem Foto ab.
